Im Juni 2017 ging es mit dem Auto und der neuen Fujifilm GFX 50s auf eine Reise über Süddeutschland, den Lago Maggiore nach Ligurien an die Côte d’Azur bis nach Korsika.
Mein Fazit der Reise: 3500 Kilometer mit Ehefrau und Hund in einem Fiat 500 C vom Rheinland bis nach Korsika und zurück, waren eine kleine Herausforderung. Gefühlte 1000 Kilometer davon waren Serpentinen, weitere 1000 Kilometer Tunnel und Brücken. Das ganze bei 35 Grad. Die nächsten Wochen werde ich auf jeden Fall, so viel wie möglich, zu Fuß gehen und das Auto nur in Notfällen benutzen.
Auf jeden Fall freute ich mich, nach dem Einsatz der GFX bei Kundenprojekten, auf die ersten Landschaftsaufnahmen mit der neuen Mittelformatkamera von Fuji.
Für die meisten Landschaftsaufnahmen verwendete ich ein Stativ und das LEE 100mm Filtersystem. Das 100mm Deluxe Kit von LEE beinhaltet den „Landscape Polarizer“, den „Big Stopper“ zur Verlängerung der Belichtungszeit um 10 Blenden und einen Satz mit drei ND graduierten Filtern. Der LEE Filterhalter wurde mit einem entsprechendem Weitwinkeladapter an das 77mm Gewinde der Fujinon Optik montiert.
Als Stativ kam ein DÖRR Cybrit Maxi 3-BA zum Einsatz. Diese kompakte Reisestativ hatte ich vor einiger Zeit für die OM-D gekauft. Es ist zwar leicht, erwies sich aber im Verbindung mit der schwereren GFX oder gar mit dem Panoramakopf VR-System Pro von Novoflex, als nicht ganz brauchbar. Zu wackelig für extreme Situationen mit Wind oder losem und steilen Untergrund. Die Aufnahmen vom Wasserfall „Piscia du Gallo“ auf Korsika waren manchmal minimal verwackelt bei einer Belichtungszeit von 1/4 bis zu 1,5 Sekunden, trotz 2 Sekunden Selbstauslöser. Für diesen Zweck muss sich etwas Optimaleres finden. Als „Walking Tripod Stick“ auf dem Rückweg des Trails zum Wasserfall war es nach 3 Stunden kraxeln doch ganz hilfreich.
Mein Fazit zur GFX: Die GFX 50s ist eine großartige Kamera. Für das (kleine) Mittelformat mit einer Sensorgröße von 44 x 33mm eine erstaunlich tragbare, robuste und zugleich gutmütige Kamera. Meine Backup-Kamera eine Olympus OM-D E-M1 MK I die ich auf die Reise mitnahm, blieb die ganze Zeit ungenutzt.
Die 51,4 Megapixel erfordern zwar eine ruhige Hand und eine entsprechende Belichtungszeit bei längeren Brennweiten. Das Fujinon GF32-64mmF4 macht mit seinem Zoombereich von 25-50mm im Kleinbildformat das Objektiv zu einem guten Allrounder. Nur das Gewicht und die Abmessung der Linse sind schon etwas heftig. Am relativ kurz eingestellten Tragegurt ließ sich die Kamera trotzdem ganz ordentlich, auch bei etwas längeren Gängen, mitführen.
Das Zoomobjektiv bietet auch für Portraits bei kurzer Distanz, langer Brennweite und Blende 4.0 eine sehr gute Freistellung. Es ist am Anfang nicht ganz leicht, hier den Schärfepunkt exakt zu treffen. Bei einigen Aufnahmen, die in der JPEG-Vorschau gut aussahen, war das entsprechende Auge doch nicht 100%ig scharf getroffen. Hier bedarf es noch ein wenig mehr Übung. Ebenso ist meine Erfahrung, dass bei 64 mm Brennweite die Belichtungszeit mindestens 1/125 Sekunden betragen sollte. Eine 1/60 führt oft zu einem leicht verwackelten Bild.
Das Menüsystem von Fujifilm ist bekanntermaßen sehr funktional, auch wenn ich noch nicht alles kenne. Die für mich wichtigsten Einstellmöglichkeiten habe ich jedoch schnell gefunden. Das Quickmenü ist hilfreich, ebenso wie die Möglichkeit individuelle Einstellungen in ein Benutzermenü zusammenzufassen. Eine Erholung wenn man das Menü-Chaos von Olympus kennt.
Die Wasserwaage und deren Visualisierung ist sehr hilfreich und sinnvoll. Das Betrachten der JPEG-Vorschau durch den 3,69 Megapixel Sucher ist für mich als Brillenträger optimal. Die Zoomfunktion und Ausschnittverschiebung, das ganze Handling der Touch-Oberfläche ist sehr funktional gelöst.
Mit der GFX gehe ich noch überlegter und bewusster beim Fotografieren vor. Weniger Aufnahmen und mehr Zeit für Komposition und Bildwirkung. Alle Aufnahmen habe ich manuell gemacht. Das Konzept von Fujifilm mit der manuellen Einstellung der Blende am Objektiv und den separaten Einstellrädern für ISO und Zeit, kommt dem sehr entgegen. Nach einiger Zeit weiss man schon vorher ziemlich genau, welche Einstellungen für eine Lichtsituation notwendig sind. Hier stellt sich wieder das Gefühl aus der analogen Fotografie ein.
Die Faszination des Mittelformats macht sich auf jeden Fall beim ausgedruckten Print richtig bemerkbar. Die Bildwirkung ist irgendwie magisch. Eine dezidierte Schärfe bei Blende 4.0 mit entsprechender Freistellung vor dem Hintergrund und schönem Bokeh. Extreme Details und ein hoher Dynamikumfang lassen Landschaftsaufnahmen aufblühen.
So schnell werde ich diese Kamera nicht wieder hergeben. Ich bin begeistert ;-).
Hier eine kleine Auswahl an Bildern von dieser Reise.
Dieser Beitrag spiegelt meine eigene Meinung wieder. Ich stehe in keinem Verhältnis zu den hier erwähnten Firmen.